Stoffwindeln: Ist Zero Waste und Nachhaltigkeit auch mit Baby möglich?
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Sobald sich Nachwuchs ankündigt, scheint es fast unmöglich, Müll zu vermeiden. Täglich werden Windeln, Feuchttücher und Wickelunterlagen benötigt. Im Laufe der Zeit entsteht daraus ein riesiger Müllberg, der zu großen Teilen aus Plastik besteht.
Können Stoffwindeln helfen, dieses Problem zu beseitigen? Wir verraten die hier alles zum Thema Stoffwindeln und stellen dir auch noch Alternativen vor. Mit diesen Tipps kannst du ganz einfach die Umwelt schonen.
Welche Vorteile bieten Stoffwindeln?
Die Wickelzeit eines Kindes beträgt durchschnittlich drei Jahre. Unter Berücksichtigung der vielen Windeln, die ein Baby allein pro Tag braucht, ist das eine erschreckende Menge Müll. Wegwerfwindeln bestehen hauptsächlich aus Plastik und brauchen bis zu 500 Jahre, bis sie vollständig verrottet sind. Täglich kommen auf der ganzen Welt mehr Windeln dazu und belasten die Umwelt. Stoffwindeln sind eine umweltfreundliche Alternative.
Doch nicht nur die Umwelt, sondern vor allem auch dein Baby profitiert von Stoffwindeln. Sie sind, im Gegensatz zu den Wegwerfprodukten, atmungsaktiv. Dadurch kommt es seltener zu roter und wunder Haut. Und das Wichtigste: Stoffwindeln enthalten keine Chemikalien.
Einmal gekauft, kannst du Stoffwindeln immer wieder verwenden. Auch für mehrere Kinder. Das spart über die Jahre eine Menge Geld und schont Ressourcen. Nach dem Ende der Wickelzeit besteht die Option, alles was noch in gutem Zustand ist, zu verkaufen. Damit bekommst du einen Teil deiner Ausgaben zurück. Außerdem sind Stoffwindeln ein tolles nachhaltiges Geschenk für werdende Mamas.
Ein weiterer großer Vorteil ist das vorhandene Rückengummi. Dadurch laufen die Stoffwindeln bei richtiger Anwendung viel seltener aus. Am effektivsten ist es, wenn du eine Mullwindel um den Po deines Babys wickelst und darüber eine Überhose ziehst. Das bringt uns direkt zum nächsten Thema.
Welche Wickelsysteme gibt es?
Am Anfang wirken die vielen unterschiedlichen Begriffe und scheinbar unendlichen Möglichkeiten fast überfordernd. Damit du den Überblick behältst, fassen wir alle Varianten in zwei Systemen zusammen.
Das erste System ist so einfach wie Wegwerfwindeln. Die saugende Einlage ist bereits fest mit der wasserdichten Außenschicht vernäht. Die Komplettwindel vereint alles in einem (= “All in one”). Es gibt sie mit Druckknöpfen oder Klettverschluss. Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung, sie eignen sich somit besonders gut für Anfänger.
Von Nachteil ist, dass du jedes Mal eine neue Windel brauchst. Dadurch ist die Anschaffung teurer und du wirst mehr Wäsche haben.
Beim zweiten System sind die beiden Elemente, also Einlage und Überhose, voneinander getrennt. Du kannst, wie bereits erwähnt, entweder eine Windel direkt um dein Baby legen oder verschiedene Einlagen mit einer Überhose kombinieren. Je nach Modell knöpfst du die Einlage in die Windel, schiebst sie in eine Tasche oder legst sie einfach hinein. Jede Variante hat einen eigenen Namen. Lass dich davon nicht verwirren, es geht immer ums gleiche Prinzip. Wichtig ist, dass du auf jeden Fall noch eine Überhose aus Wolle oder Polyester brauchst. Die innere Windel allein ist nicht dicht.
Der Vorteil dieses Systems ist die kleinere Menge an Wäsche, da die äußere Schicht meist sauber bleibt. Dadurch kannst du sie mehrmals verwenden und hast zudem geringere Anschaffungskosten. Außerdem trocknen die einzelnen Bestandteile der Windel schneller als bei einer Komplettwindel. Der Nachteil ist, dass die Handhabung nicht ganz so einfach ist und du mehr Zeit zum Anlegen benötigst. Daher empfehlen wir dir die Überhose plus Einlage oder Windel vorzubereiten und nicht erst beim Wickeln zusammen zu stellen.
Wichtig zu wissen ist, dass es auch bei Stoffwindeln verschiedene Größen gibt. Eine kleinere Variante für Neugeborene und eine größere. Da letztere mitwächst, brauchst du nur eine Größe (One-Size) für die gesamte Wickelzeit. Achte immer darauf, dass die Windel gut am Po anliegt. Für große Kinder gibt es Stoffwindeln zum Hochziehen.
Stoffwindeln mit Polyester oder Wolle?
Stoffwindeln bekommst du in zwei verschiedenen Materialien. Sie bestehen entweder aus Polyester, mit Beschichtung aus PUL (Polyurethan), oder aus Wolle. Die Variante aus Polyester ist sehr pflegeleicht, da sie einfach mit in die Waschmaschine kann. Bei kleineren Verschmutzungen reicht es, die Überhose mit einem feuchten Tuch abzuwischen.
Wolle ist im Vergleich zu Polyester sehr saugfähig, da das Material viel Feuchtigkeit aufnimmt. Es gibt Überhosen aus Wolle, die bis über den Bauch des Babys reichen und diesen so schön warmhalten. Babys können ihre Temperatur noch nicht selbst regulieren. Wolle unterstützt sie mit ihren temperaturausgleichenden Eigenschaften dabei. Dafür ist das Material in der Pflege aufwändiger.
Wie wasche ich Stoffwindeln?
Wasche Windeln spätestens nach drei Tagen, um die Bildung von Ammoniak zu verhindern. Bei den Überhosen ist das erst nötig, sobald sie unangenehm riechen oder stark verschmutzt sind. Wie auch bei deiner sonstigen Wäsche ist das Material entscheidend. Die meisten Einlagen kannst du bei bis zu 95 Grad waschen. Eine derart hohe Temperatur ist aber wirklich nur hin und wieder notwendig. Wichtig ist, dass du Vorwäsche verwendest, um zunächst grobe Verschmutzungen zu entfernen.
Verwende in der Regel eine Temperatur von 60 Grad im Normalwaschgang, damit Deine Stoffwindeln hygienisch rein werden. Überhosen und Stoffwindeln mit PUL-Beschichtung schadet eine höhere Temperatur sogar. Sofern die Windeln mal keine größeren Verschmutzungen aufweisen, reichen auch 40 Grad.
Das richtige Waschmittel hast du wahrscheinlich schon zu Hause. Es sollte für sensible Haut geeignet sein, also keine unnötigen Zusätze und Duftstoffe enthalten. Nach dem Waschen hängst Du die Stoffwindeln zum Trocknen einfach auf. Das schont die Umwelt und auch deine Windeln.
Windeln aus Wolle brauchen besondere Pflege. Wasche sie entweder von Hand oder im kalten Wollwaschgang. Dafür benötigst du ein spezielles Waschmittel. Danach fettest Du die Windeln mit Lanolin. Es ist ausreichend, deine Wollwindeln, außer bei starker Verunreinigung, ungefähr alle drei Wochen zu waschen. Bei Kontakt mit Urin kannst du sie einfach auslüften.
Mehr zum Thema Waschmittel für sensible Haut erfährst du hier.
Was brauche ich zum Wickeln mit Stoff?
Am Anfang benötigen Babys noch sehr oft eine frische Windel. Wenn du genug Windeln für drei Tage hast, musst du nicht jeden Tag waschen. Außerdem hast Du so noch genügend Windeln, wenn die gewaschenen gerade trocknen. Rechne zu Beginn am besten mit zehn Windeln pro Tag. Du benötigst also entweder 30 Windeln All-in-One-Windeln oder 30 Einlagen. Bei der Variante mit den Einlagen brauchst Du zusätzlich noch Überhosen, ungefähr sechs bis acht Stück.
Zur Verstärkung der Saugkraft deiner Stoffwindeln gibt es zusätzliche Einlagen, beispielsweise aus Hanf oder Bambus. Du kannst auch einfach Waschlappen verwenden.
Wetbags, oder auch Nasstaschen, sind wasserdichte Beutel in unterschiedlichen Größen. In Kombination mit einem großen Windeleimer kannst du deine benutzten Stoffwindeln darin lagern und anschließend alles zusammen waschen. Wetbags brauchst du insbesondere auch für unterwegs.
Sobald dein Baby regelmäßig feste Kost zu sich nimmt, besteht die Möglichkeit, ein Vlies in die Stoffwindel zu legen. Mit dieser Einlage aus speziellem Papier kannst du den festen Teil des Windelinhaltes ganz einfach im Müll entsorgen. Die restliche Windel wird anschließend wie gewohnt gewaschen. Benutze das Vlies nicht, solange sich dein Baby noch ausschließlich von Muttermilch ernährt. Der flüssige Muttermilchstuhl läuft sonst möglicherweise aus.
Gibt es auch für andere Produkte Alternativen?
Feuchttücher lassen sich ganz einfach mit einem Tuch oder Waschlappen selbst herstellen. Aus hygienischen Gründen verwendest Du am besten abgekochtes Wasser. Optional, für die Pflege der sensiblen Haut deines Babys, hochwertiges Öl hinzugeben. Gut geeignet ist beispielsweise Kokosöl, es reicht ein Teelöffel auf eine Tasse Wasser. Möchtest Du gleich mehrere Feuchttücher herstellen, bewahre diese in einer geeigneten Box auf. Mit der richtigen Falttechnik lassen sie sich anschließend ganz einfach entnehmen. Die Waschlappen sollten feucht, aber nicht triefend nass sein. Nach Benutzung wirfst du sie einfach mit in den Windeleimer.
Besonders viel Müll sparst du vor allem auch durch wiederverwendbare Wickelunterlagen und Schwimmwindeln. Die vielen Vorteile waschbarer Alternativen kennst du bereits von den Stoffwindeln.
All diese Beispiele zeigen, dass Zero Waste auch im Alltag mit Baby möglich ist. Du kannst hierbei eine enorme Menge Müll und vor allem Plastik einsparen. Damit trägst du aktiv zu mehr Nachhaltigkeit bei und leistest einen wichtigen Beitrag für die Zukunft deiner Kinder.
Autorin: Anja Wunderlich
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